Ich treffe dich gleich, zu unserem ersten Date. Mein T-Shirt ist leicht verschwitzt, ich berühre meine Hände leicht. Meine ersten Gedanken sind: Wird sie mich mögen? Ich habe mich heute schick angezogen. Ich versuche freundlich zu sein, klare Worte zu finden, offen und ehrlich anzukommen. Dieses Date soll schön sein, ich will deinen Stuhl zurück und wieder ranschieben. Das Essen musst du nicht bezahlen, natürlich lade ich dich ein. Über jeden deiner Witze möchte ich lachen, damit du mich magst.
Nein, nein – das ist doch quatsch. So lande ich in der „Ich unterwerfe ich mich dir“-Logik. Nein – ich möchte doch sehen, ob du zu mir passt. Also: Mag ich dich? Finde ich, dass du freundlich bist? Bist du so gekleidet, wie ich es hübsch finde? Finde ich dein Gesicht, deine Brüste, deine Figur ansprechend? Kann ich mir vorstellen mit dir zu schlafen? Mag ich, wie du lachst? Ist deine Kommunikation so offen, wie ich es mag? Hast du mal getanzt oder findest Bewegung schön?
Nein, auch alles quatsch. Dann bewerte ich ja nur noch dich. Sitze wie ein Kritiker vor dir, hake meine Checkliste ab und sehe mehr mein Bewertungsbogen, als dich.
Magst du mich? Das ist für mich die Bewertungsebene eins. Mag ich dich? Die Bewertungsebene zwei.
Aber was ist es denn, was ich suche? Ich will doch kein Kritiker und auch kein Objekt auf dem Fleischmarkt der Datingplattformen sein.
Ich will Kontakt – ich will berührt werden. Ich will dich sehen. Egal, wer du erstmal bist. Ob wir uns wiedersehen wollen – erstmal völlig egal. Ob wir uns vögeln wollen – erstmal völlig… naja, es sei denn wir wollen direkt vögeln. Ob wir in einem Jahr ein Paar sind – erstmal völlig egal.

Lass uns beide die Bewertungsebene eins, aber auch Bewertungsebene 2 verlassen.
Ich brauche Kontakt.
Lass uns auf eine Beziehungsebene kommen.

Von Nicolai