Liebe Wohnung „Wohnung gut“

Es gibt Wohnungen und es gibt Häuser – leider habe ich nichts davon

Ich studiere seit 5 Jahren in Potsdam und genauso lange suche ich schon eine Wohnung in Potsdam. Die Suche hat eine Hochzeit, eine Geburt und eine Scheidung überdauert. Also: Nicht eine Ehe ist beständig, sondern die Wohnungssuche.

Wohnung in Potsdam: So selten wie Sand im Meer. Also nicht am Meer, sondern im Meer. Habt ihr da schonmal Sand gefunden? Jaaa… wenn man weit untertaucht. Quasi fast ertrinkt. Dann findet man Sand. Und genauso fühlt sich die Wohnungssuche an.

Mieten steigen, jedes Jahr wird es mehr. Ich traue mich kaum nachzusehen, weil es jedes Mal noch mehr wird. Es ist unglaublich.

Ich hole meine Tochter von der KiTa ab. „Scheiß Kapitalismus“ sagt sie. Ja, sie ist ein kleines Kind von drei Jahren. Aber sie weiß schon genug vom Leben. „Immer bist du arbeiten –ich muss in die KiTa. Alles nur wegen scheiß Kapitalismus.“ Ja manchmal habe ich auch schon Ärger bekommen mit Erzieherinnen. Diese meinten: „Also wirklich! Wie reden sie denn zuhause mit ihrem Kind?“ Daraufhin meine ich: „Naja, also sie hat das ja auch nicht wirklich von mir… ich spreche eigentlich nie vom scheiß Kapitalismus. Meistens eigentlich nur von Marx.“ Dann ernte ich wieder dieses Augenrollen. Ja, dieses Augenrollen, wenn man merkt, dass man als Elternteil versagt hat. Zumindest in den Augen des Gegenübers. Ich finde meine Erziehungsmethoden selbst ja prima. Zum Beispiel lesen wir gemeinsam Antikapitalistische Bücher. Dadurch kann ich meine Arbeit quasi im Kinderzimmer meiner Tochter erledigen. Oder ich darf bei Monopoly QUASI gewinnen. Dann rufen wir aber den Kommunismus aus und alle haben gewonnen. Das gefällt auch meiner Tochter. Gut, der letzte Teil war gelogen. Wir spielen Monopoly aber dann ab nächstem Jahr – wirklich!

Von Nicolai