Das Leben lässt sich kurz fassen. Zwar verschwimmen manche Menschen in den Ecken der kleinsten Details der Anekdote, die sie gerade erzählen. Doch es lässt sich kurz fassen. Kleine Einblicke, ein Erhaschen des Geschehens durch den Spalt der Tür. Die Menschen erscheinen nicht in Pracht und Farbe. Anna trägt nun nicht ihren Rock, der passend zu ihrem Lippenstift burgunderrot war. Peters Krawatte schlängelt sich nicht um seinen Hals, als würde sie ihn erwürgen wollen. Die Landschaft glitzert nicht in den hellsten Sonnenstrahlen, die sich über die Berge schmiegen, als wäre es eine Umarmung für die Ewigkeit. Nein, wenn das Leben sich kurz fasst, dann wäscht es diese detailreichen Beschreibungen aus. Es bleibt nur eins: die Geschichte, eine kurze Fassung. Vielleicht sogar mit Pointe. Diese lässt sich im Aufzug schnell dem Chef erzählen statt eines Elevator-Pitchs. Sie lässt sich einem Freund erzählen, der nur kurz eine Rauchen möchte. Diese Geschichten sind für unterwegs, zum Lesen kurz vorm Einschlafen oder um bei einem geselligen Abend eine kurze Aufheiterung zu präsentieren. Inspirieren diese Geschichten, freut sich der Autor. Und möchte dann jemand eine lange Anekdote erzählen, dann werft ein: Das Leben lässt sich kurz fassen.