Scheiße. Ich habe meinen Arm gebrochen. Das waren meine ersten Gedanken, nachdem ich von irgendeinem Idioten die Treppen der Berliner U-Bahn runtergetreten wurde. Es war nicht: „Aua, das tut scheiße weh.“ Es war auch nicht: „Verdammter Idiot, ich trete dich gleich auf die Gleise.“ Nein, es war der Gedanke an den Armbruch. Denn ich Dummkopf hatte damals bei der Auswahl meiner privaten Krankenversicherung auf den „Wir machen alles bei Ihnen – AUßER Armbrüche“ Button geklickt. Der Vertrag war 300 € günstiger, ich musste einfach zuschlagen. Wobei Zuschlagen in diesem Fall vielleicht wirklich das unpassende Wort ist.
Es eilten sofort 10 verschiedene Menschen auf mich zu und versuchten mir zu helfen. Eine Frau in rotem Pullover wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht, als wäre ich auf den Kopf gefallen. Ich wollte schon blöd zurückwedeln, aber besann mich in diesem Moment. Dankbarkeit strahlte aus meinem Körper. Ich war einfach nur dankbar dafür, dass ich in Berlin war, wortwörtlich am Boden. Und trotzdem gab es Leute die mir halfen.
Das erinnert mich daran, dass es Menschen gibt in unserer Gesellschaft, die nur sprichwörtlich am Boden sind. Die einen schweren Schicksalsschlag hinter sich haben und jetzt auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Arbeitslose, Kranke, Menschen mit Behinderung, große Unternehmen. Ja, gut die haben oft eher anderen einen schweren Schickssalschlag verpasst als selber einen gehabt, aber staatlich unterstützt werden trotzdem zu viele.
Die vielen Menschen im Bürgergeld, sie werden leider so selten in ihrer schicksalshaftigkeit gesehen. Das ist das, was ich dachte mit meinem gebrochenen Arm am Boden der U-Bahn in Berlin. Ein Herr wollte mir aufhelfen und tat mir damit eher an meinem Arm weg und lies mich wieder fallen.
So muss es doch auch den Bürgergeldempfängern gehen. Sie wollen gerne aufstehen, auf eigenen Beinen. Stattdessen hilft ihnen jemand auf völlig falsche Art. Eine arbeitsbeschaffungsmaßnahme statt einer sinnvollen Tätigkeit. Ein Euro Jobs, Sanktionen.
Tja, stattdessen einfach mal logisch denken. Wenn jemand Hunger hat – gib ihm Essen. Wenn jemand Durst hat – gib ihm Trinken. Wenn jemand arm ist – gibt ihm Geld. Was ist daran so schwer? Klar, da haben wir Unternehmer, die denken, sie wären Jesus, weil sie einen Arbeitsplatz vergeben. HEY Ich bin großzügig. Du darfst für 100 Euro am Tag in meinem Unternehmen meine Scheiße wegwischen. Meine scheiß Idee zusammenschrauben, meine scheiße verwalten und am Ende lob ich mich selbst, weil mich deine Arbeit reicher gemacht hat.
Nun hat mir tatsächlich jemand geholfen. Ich stehe. Mein Arm schmerzt. Aber es wird alles wieder gut. Auch wenn meine Krankenversicherung mir nicht hilft. Die Menschen um mich herum tun es – das macht mich froh.
Vielleicht steige ich dann doch wieder um – staatlich muss eine Krankenversicherung doch sein.
Nicht wie Sahra Wagenknecht und die CDU fordern, nur für uns nicht die. Für alle. Das beste. Das wäre eine schöne Politik. Für alle das beste.

Von Nicolai