Ich finde es toll, dass Menschen, die ein spannendes Leben haben, das einem auch immer so mitteilen. In Stories. Da höre ich dann: Ich hatte so ein spannendes Wochenende. Das finde ich so praktisch. Eigentlich würde ich dann bei ihrer Erzählung von der Party und dem Besoffen werden einschlafen, aber weil es ja ein spannendes Wochenende war, weiß ich ja, was ich dazu sagen kann: „Spannend“. Ja, ich selbst würde bei einer solchen Wochenendbeschreibung nicht auf das Wort spannend kommen. Aber da mir das ja praktischerweise quasi souffliert wurde – da kann ich dann auch das richtige dazu sagen. Ich verstehe gar nicht, warum wir das nicht öfter machen: Hey Ernst! Ich erzähl dir gleich, wie ich meine Politikdidaktik Hausarbeit geschrieben habe und du reagierst bitte mit: „Wow, krass! Spannendes Thema! Du untersuchst die Relevanz von theaterpädagogischen Praxeologien im Bezug auf die politikdidaktischen Handlungsempfehlungen von Ackermann? Genial! Das würde ich gerne lesen.“
Natürlich will das niemand lesen. Nicht mal ich oder irgendein Pr aofessor. Oder Professorin. Nein, eigentlich schreibe ich das nur, damit irgendwer sagen kann: Aha, hat er geschrieben. Hier trage ich ihm bestanden ein. Dann würfelt er noch irgendeine Note und schon hat sich die Sache gegessen.
Ja, ich studiere Lehramt und habe ein Kind. Im Prinzip könnte man sagen: Der Typ hat sein Leben aufgegeben. Es kommt dann ja quasi nichts mehr. Also nichts spannendes.
„Was? Du wurdest verbeamtet? Spannend!“
Oder
„Dein Kind ist in der Pubertät? Spannend.“
Immerhin muss man sich nicht mehr um Freundschaften kümmern, denn die verkümmern. Haha wenigsten Wortwitze kann ich noch machen.

Von Nicolai