Diese Frage stelle ich mir häufig. Ich fange an mit einem Projekt und zweifel dann doch wieder. Ist dieses Projekt ausgereift? Ist die Idee überhaupt spannend genug? Sollte ich meine Zeit investieren oder doch lieber ein anderes Projekt machen (oder etwas ganz anderes, bspw. Netflix gucken)?
Dazu habe ich gelernt, dass die meisten der Projekte, die ich einfach umgesetzt habe, diese Frage nicht provoziert haben. Oft war ich in einem Fluss, im Flow, habe einfach geschrieben und geschrieben oder gearbeitet und gearbeitet, bis am Ende ein Ergebnis da war. Dieses Ergebnis war dann nicht das perfekte Ergebnis, aber zumindest hatte ich dann schon einmal etwas geschaffen.
Im Bezug auf Filme kann ich sagen: Beispielsweise am Film Farben(Los) habe ich mehr oder weniger 1 Jahr geschnitten. Und das bei einem Kurzfilm, der inklusive Intro und Outro 13:37 min lang ist. Der Film wurde einmal grob geschnitten, dann fein geschnitten, die Musik wurde einmal ausprobiert, dann wurde sie komponiert. Der Film wurde immer wieder angepasst, bis ein Ergebnis herauskam, mit dem ich zufrieden war.
Dazu bestätigt auch die Forschung zu Kreativität (Quelle „Garantiert kreatives Schreiben lernen“), dass wir erst einmal in einen kreativen Prozess eintreten müssen – also etwas schaffen müssen – und dann erst dieses Etwas beurteilen können. Wenn wir uns permanent selbst beurteilen, dann kommen wir keinen Schritt voran. Das liegt daran, dass der kreative Schaffungsprozess (bei Schiller auch Stofftrieb genannt) und das analytische Urteil (bei Schiller Formtrieb genannt) einander im Weg stehen. Wir können uns nicht gleichzeitig von oben und aus unserer eigenen Perspektive betrachten. Es ist ein Wechselspiel. Also zuerst Schaffen, dann beurteilen. Daraus kann eine Schleife werden, die dann ein kreativen Prozess ermöglicht.
Also: Auf an die Tasten, Ran an die Blätter, Kamera an, Vorhang auf. Lasst uns einfach mal loslegen, einen kreativen Raum schaffen und erst im Anschluss ein eigenes Urteil dazu bilden.