Du stehst mal wieder vor mir, ich schaue dich an. Frage mich, was gerade in deinem Kopf passiert. Dann erzählst du. Du erzählst von einem Ungeschick, das dir passiert ist und lachst dann. Lachst herzlich, groß, offen. Aber worüber lachst du gerade?
Ein anderes Mal sehen wir uns gerade, beide frisch getrennt aus langen Beziehungen. Dein Blick schweift durch mein Zimmer, das kalte Sofa wird durch deinen Körper gewärmt. Du schaust nicht zu mir, du schaust an eine leere Wand, dir gegenüber. Hoffnungslosigkeit macht sich breit, der ganze Raum ist stinkend voll davon. Keiner sagt ein Wort, du atmest nur schwer aus. Ich suche deine Augen, will deinen Blick einfangen. Du merkst das, wendest dich mir zu und lachst. Deinen Schmerz verbirgst du hinter der Fassade deines Lächelns und strahlst mich an. „Da sind wir beide die Geschädigten“ sagst du, lachst du und schweigst. Mein Gesicht ist versteinert. Ich kann dein Lachen nicht ernst nehmen, da du dich selbst nicht ernst nehmen willst. Auf einmal ist er dann da – der Kontakt zwischen uns. Wir blicken uns in die Augen, sehen tief hinein. Ich sehe dich, deinen Schmerz und deine Trostlosigkeit. Du durchdringst mich, ich spüre deinen Blick in meinem Herzen, das langsam in sich zerbricht – doch du frierst die Zeit ein. Diese Sekunde, diese eine Sekunde lässt mein Herz, das so schwer geworden ist, wieder leicht werden. Ich spüre wie Risse, die Tief durch Adern gezogen wurden langsam heilen. Durch deinen Blick. Die Welt dreht sich für einen Augenblick nur um uns, in diesem Raum und um diese Sekunde. Weg. Leer. Rums. Du wendest deine Augen ab. Vielleicht war dir dieser Moment zu viel, vielleicht brauchst du Zeit für dich. Oder vielleicht willst du mir nicht so nahe sein. Oder niemandem so nahe sein. Denn nach diesem Moment stehst du auf, du lächelst mich an. Diesmal sehe ich keine Wärme, nur frostige Kälte, obwohl es doch dasselbe Lächeln ist. Du gehst. Ich bleibe sitzen. Denn wenn ich jetzt zu dir hingehe, dann werde ich mein Herz an dich verlieren. Und das will ich nicht. Ich will nicht in deiner Traurigkeit versinken. Will dein trauriges Lachen nicht als einen ständigen Begleiter mit mir tragen. Nein, ich bleibe sitzen. Die Tür knallt, du bist rausgegangen. Ich bleibe hier sitzen. Und ich hoffe, dass du eines Tages zurückkehrst. An einem Tag, an dem du merkst, dass dein Lachen keine Stärke ist. Dein Lachen dich klein macht. Vielleicht merkst du das an einem Tag und nimmst dich selbst an die Hand. Du führst dich zu deinem Lieblingsort, lachst aus tiefem Herzen. Aber nicht, um die Trauer nicht zu spüren. Sondern, um zu leben.